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Neun Jahrzehnte unerschrocken im Einsatz

 

Ehrenamt: Die Freiwillige Feuerwehr Weitefeld feiert ihr Bestehen – Spezielle Aufgaben für den Löschzug


M Weitefeld. Die Freiwillige Feuerwehr Weitefeld hat in diesem Jahr einiges zu feiern. Zum 90-jährigen Bestehen gabImmer da, wenn man sie braucht: Aktive und ehemalige Weitefelder Feuerwehrleute am Grillstand bei der RZ-Sommertour. es bereits einen „Tag der offenen Tür“. Jetzt wird weitergefeiert: Für Samstag, 13. Oktober, laden die Floriansjünger zum Oktoberfest ins Gerätehaus ein. Der Eintritt ist frei. Ab 18 Uhr spielt der Musikverein Seck. Um 19 Uhr ist Fassanstich mit dem Gambrinus von der Hachenburger Brauerei. Später heizt Feuerwehrkamerad DJ Frisch mit Partymusik ein. Der Durst kann mit Pils und Weizenbier, aber auch anderen Getränken gelöscht werden. Und es wird Herzhaftes serviert: Fleischkäse, Schinkenbraten, Feuerwehrburger und Kraut, Weißwurst mit süßem Senf und Laugenbrezeln.

Wie Wehrführer Jörg Hölzemann sagt, soll das Oktoberfest das 17 Mal veranstaltete Schlachtfest ablösen, bei dem zuletzt der Aufwand nicht mehr im Verhältnis zum Ergebnis stand. Die Feuerwehr Weitefeld – Löschzug 2 der fünf Löschzüge der Verbandsgemeinde (VG) Daaden – indes steht im Jubiläumsjahr gut da. Sie hat eine Mannschaftsstärke von 31 Aktiven (davon zwölf Atemschutzgeräteträger), neun Alterskameraden und sieben Jugendliche in der Jugendfeuerwehr der VG, von denen dieses Jahr bereits wieder zwei in den Dienst der Weitefelder Wehr treten. Dort sei auch die Tagesbereitschaft sehr stark: Da es im rund 2500 Einwohner zählenden Ort dank der Firmen 1000 Arbeitsplätze gebe, seien auch tagsüber acht bis zehn Feuerwehrleute da.

Zehn bis elf Einsätze hat die Weitefelder Wehr im Jahr. Nun musste sie am 18. September gleich zwei Mal nach Daaden ausrücken: Morgens leisteten sie technische Hilfe bei einem Verkehrsunfall und abends eilten sie zu einem befürchteten Wohnungsbrand. Dennoch lief die Beköstigung bei der RZ-Sommertour in Weitefeld, die die Wehr an diesem Abend übernommen hatte, weiter wie am Schnürchen, da „daheim“ prompt die Alterskameraden einsprangen. „Wir können uns stets auf sie verlassen. Sie sind mit Leib und Seele dabei, und solange sie wollen und können, werden sie auch eingebunden“, betont Hölzemann. Gleiches gelte für die Partnerinnen. Zwar seien hier noch keine Frauen in der Wehr, aber sie würden sie stets unterstützen und seien bei Ausflügen und Festen immer dabei. Auf Verbandsgemeinde- und Kreisgebiet fallen dem Löschzug Weitefeld auch spezielle Aufgaben zu: Sein Schwerpunkt innerhalb der VG ist technische Hilfe, wofür er 2010 mit großem Hydrauliksatz (Spreizer, Rettungsschere) und 2011 mit komplettem Hebesatz (Luftkissen) ausgestattet wurde. Sein zweiter Schwerpunkt wird die Absturzsicherung an Einsatzstellen (Gebäude, Fahrzeuge) sein, wofür in einem ersten Schritt vier seiner Leute eine spezielle Ausbildung absolvieren, um ab Mai 2013 die praktische Ausbildung der Mannschaft vorzunehmen.

Zudem hat der Bund im April ein Löschfahrzeug zum Katastrophenschutz (Kosten: rund 230 000 Euro) beim Löschzug stationiert – das bislang einzige im Kreis Altenkirchen. 2014 soll die Weitefelder Wehr als Ersatz fürs Löschfahrzeug ein Mehrzweckfahrzeug (Kosten: zwischen 60 000 und 70 000 Euro) erhalten, mit dem sie flexibler ist, da der Sprinter mit Containersystemen direkt für den jeweiligen Bedarf bestückt werden kann und langwieriges Beladen entfällt. 2015 soll sie noch ein Hilfeleistungsfahrzeug (Kosten: rund 200 000 Euro) als Ersatz fürs Tanklöschfahrzeug bekommen. Es ist ein wasserführendes Fahrzeug, darüber hinaus mit Hilfeleistungssatz ausgestattet. Derweil will der Förderverein weiter den Satz neuer Jacken für alle Aktiven vervollständigen und in die Containersysteme fürs Mehrzweckfahrzeug investieren. Zudem engagiert sich die Feuerwehr Weitefeld für soziale Zwecke und hat 2 000 Euro an die Stiftung „Fly & Help“ gespendet.

 

Eine bewegte Geschichte mit Unstimmigkeiten und Tanklöschfahrzeugen

Historie Erster Einsatz war ein Blitzeinschlag

Die Feuerwehr Weitefeld wurde am 22. Juni 1922 mit mehr als 50 Mitgliedern und mehreren Abteilungen gegründet. 1923 erhielt die schon mit einem Feuerwehrhaus ausgestattete Wehr von der Gemeinde die erste Spritze und einige Schläuche. Den ersten Einsatz hatte sie am 24. Juni 1924, als ein Blitz eine Scheune in Brand setzte. Da zu wenige Schläuche zur Verfügung standen, wurde die Wehr aus Oberdreisbach hinzugezogen.

1926 fand die erste Übung im neuen Steig- und Spritzenhaus statt. Wegen Unstimmigkeiten mit der Gemeinde drohte 1928 die Auflösung, was jedoch abgewendet wurde. Doch Naziregime und Krieg forderten ihren Tribut. Die Löschzüge wurden aufgelöst, eine Amtswehr und später HJ-Feuerwehrschar mit zwölf „Jungen“ eingesetzt. Direkt nach dem Krieg kamen die übrig gebliebenen Wehrleute wieder zusammen. 1956 wurde eine zweite Motorspritze angeschafft, 1964 folgt das erste Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF).

Die 1969 beschlossene Zusammenlegung der Löschzüge Weitefeld und Oberdreisbach führte mit den Jahren zu heftigen Unstimmigkeiten. 1976–79 ging die Trägerschaft für die Wehren auf die VG über. 1978-79 erweiterten die Weitefelder ihr Gerätehaus, bekamen 1978 das alte Tanklöschfahrzeug (TLF) aus Daaden, 1979 die ersten Atemschutzgeräte und 1981 fürs defekte ein neues TSF. 1986 waren sie die ersten, die das vom Kreisfeuerwehrverband neu angebotene Leistungsabzeichen machten – zunächst in Bronze, dann in Silber und Gold. Zwei Jahre später bekam die Wehr eine neue Tragkraftspritze, 1990 das neue Tanklöschfahrzeug. Im Frühjahr 1996 wurde mit dem Bau des neuen Feuerwehrhauses begonnen, schon am 27. Juni 1996 Richtfest gefeiert.

Viele Arbeiten hatte die Wehr in Eigenleistung erbracht – laut Bürgermeister Wolfgang Schneider das erste Gerätehaus in Rheinland-Pfalz, das unter dem veranschlagten Preis gebaut worden ist. 1998 bekam die Wehr ein Löschfahrzeug von der Wehr aus Derschen, 1999 folgte ein TSF vom Löschzug Daaden als Ersatz fürs ausgediente. In den folgenden Jahren kamen zur Brandbekämpfung immer mehr Einsätze im Bereich der technischen Hilfeleistung hinzu.

 

Rhein-Zeitung vom 11.10.2012 (Eva-Maria Stettner, anlässlich der RZ-Sommertour)