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Der steinige Weg zur einigen Wehr

 Weitefeld - 90 Jahre Freiwillige Feuerwehr: Löschzug hat bewegte Zeiten hinter sich gebracht
Artikel aus der Siegener Zeitung vom 14.4.2012

 

Im feinen Zwirn mit Schlips und Anzug sind die Steiger zu sehen, den Feuerwehrhelm auf dem Kopf. Mit akkuraten Alte Fotos der Feuerwehr Weitefeld nehmen hier (v.l.) die Kameraden Karl-Heinz Keßler, Klaus Kirchhöfer und Detlef Flug in Augenschein.Handgriffen seien die Steigerübungen, das Aushängeschild der Abschlussübungen der Freiwilligen Feuerwehr Weitefeld, damals abgelaufen, erinnern sich Klaus Kirchhöfer, Karl-Heinz Keßler und Detlef Flug. Die Kameraden betrachten alte Fotos, auf denen die Übungen zu sehen sind, aber auch Frauen, die bei einer Übung eine Kette mit Wassereimern für die Schwengelpumpe gebildet haben. Die drei blicken zugleich auf eine Zeit zurück, als die Ausstattung der Wehr im Vergleich zu heute noch einfach ausfiel. 90 Jahre nach der Gründung, steht die Weitefelder Wehr gut ausgerüstet da. In all den Jahren unverändert geblieben ist die hohe Einsatzbereitschaft der Kameraden.

Puppe gesichert: Die Kameraden demonstrierten ihre Leistungsfähigkeit.Am 25. Juni 1922 wardie Weitefelder Wehr ins Leben gerufen worden, ein Jahr nach der Gründung der Wehr im -damals noch "autonomen"- Nachbarort Oberdreisbach. Gut 50 Jahre später kam es zwischen den Wehren zu einer Disharmonie, nämlich im Zuge der 1969 beschlossenen Fusion, von der die Chronik berichtet. Die zunächst weiterhin eigenständigen Wehren galten gemeinsam als Löschzug II. Als dann im Juli 1970 erstmals ein Brandobermeister für den Löschzug gewählt werden sollte, schlugen die Oberdreisbacher ihren Kameraden in Weitefeld ein Schnippchen: Am Abend vor der Wahl hatte man noch Leute aufgenommen und brachte so bei einer Kampfabstimmung mit einer Stimme Vorsprung den eigenen Kandidaten durch.

Etwa Mitte der 1970er Jahre kam es dann zum Eklat, und in der Chronik ist notiert: "Der Löschzug Die „Eimerfrauen“ waren in vergangenen Zeiten wichtige Helfer der Feuerwehrleute. Sie sorgten per Hand für Nachschub an Wasser.Oberdreisbach löste sich aus Protest, dass man in Weitefeld üben musste, auf." Bis auf drei Mann gaben damals alle Oberdreisbacher Kameraden ihre Uniform ab. "Als Weitefelder hätte ich es umgekehrt genauso gemacht": Feuerwehrmann Detlef Flug zeigte Verständnis für das damalige Verhalten der Oberdreisbacher. Karl-Heinz Keßler gibt allerdings zu bedenken, man habe damit "super Wehrleute" verloren. Einer, der damals die Uniform nicht ablegte, war der Oberdreisbacher Klaus Kirchhöfer: "Die Entscheidung für das Zusammenlegen war richtig, weil alles gestrafft wurde", stellt er rückblickend fest.

Heute ist das alles eher etwas zum Schmunzeln. Denn bei 18 Kameraden aus Weitefeld und 16 aus Oberdreisbach hat man ein nahezu gleichmäßig austariertes Gefüge (Korrektur: 24 aus Weitefeld, 8 aus Oberdreisbach), um gemeinsam Menschen in Not zu retten. "Auch die Altersgruppen sind sehr ausgewogen", so Jörg Hölzemann, der seit 2005 Wehrführer ist. Er lobt die Kameradschaft und die gute Ausstatten der "sehr aktiven Wehr". Dazu würden auch die zu speziellen Themen ausgearbeiteten Übungen der Zug- und Gruppenführer beitragen.

Oberdreisbacher und Weitefelder Feuerwehrkameraden nach einer gemeinsamen Übung. Mittlerweile sind beide Wehren längst fusioniert und sorgen gemeinsam für die Sicherheit der Bürger.
Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Weitefeld stellten sich vor dem 1996 bezogenen Feuerwehrhaus auf, wo das 90-jährige Bestehen im Juni gefeiert wird.

1922 war die Freiwillige Feuerwehr Weitefeld mit über 50 Leuten und Steiger-, Spritzen-, Ordnungs- und Wasserabteilung gegründet worden. 1923 -man verfügte bereits über ein Spritzenhaus- bekam man von der Gemeinde die erste Spritze und einige Schläuche.

Den ersten Einsatz hatte man im Juni 1924. Ein Blitz hatte eine Scheune in Brand gesetzt. "Da zu wenig Schläuche zur Verfügung standen, wurde die damals benachbarte Wehr aus Oberdreisbach zur Hilfe geholt", steht in der Chronik. Im April 1928 gab es die erste Übung am neuen Steiger- und Spritzenhaus (heute Jugendtreff).

Aufgrund stetig steigender Anforderungen wurde 1956 eine erste Motorspritze angeschafft. 1967 erhielt man das erste Tragkraftspritzenfahrzeug. 1972 bekam die Wehr Daaden ein neues Tanklöschfahrzeug - mit dem alten wurde Weitefeld ausgestattet. 70 Jahre waren die Einsatzkräfte im alten Gerätehaus untergebracht. 1996 wurde der Neubau bezogen, dessen Errichtung auch durch Eigenleistungen möglich wurde, etwa beim Dachdecken. In dem Gebäude wurde eine komplette Atemschutzwerkstatt eingerichtet, die der rührige Förderverein einrichtete.

Vor vier Jahren gab es in der Unterkunft eine böse Überraschung. Purem Vandalismus war die ganze Einrichtung zum Opfer gefallen, auch Fahrzeuge wurden in Mitleidenschaft gezogen. "Es war ein Wahnsinnsschaden", so Hölzemann. Er erinnert aber auch an die vielen Einsätze, zu denen man gerufen wurde. Bei einem Brand einer Nickel-Halle in Oberdreisbach kämpfte man mit der gesamten Verbandsgemeindewehr gegen die Flammen. Auch bei schweren Verkehrsunfällen war die Wehr, die inzwischen mit Rettungsschere und Spreizer ausgestattet ist, im Einsatz. Vermisstensuche, der Brand eines Holzwohnhauses und die Bruchlandung eines Segelflugzeuges zwischen Weitefeld und Friedewald listet die Einsatzstatistik auf. 2002 führte ein Einsatz sogar ins Hochwassergebiet bei Bitterfeld. Auf Initiative der Weitefelder waren Kameraden der Verbandsgemeindewehr aufgebrochen.

Tag der offenen Tür am 16. Juni 2012

Neben der Ausbildung und der Schulung nehmen die Weitefelder Kameraden auch an Leistungswettbewerben teil, sogar in Südtirol und Luxemburg. Ein neues Kapitel in der Chronik ist die Höhenrettung samt spezieller Abseiltechnik. Zurzeit befinden sich drei Leute im Lehrgang, berichtet Hölzemann. Die erforderliche Ausrüstung soll noch angeschafft werden.