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Strom vom Dach gefährdet die Retter

Brandschutz Fotovoltaikanlagen bereiten Feuerwehrleuten im Einsatz Probleme – Kollektoren weisen Wasser ab

M Kreisgebiet. Energiegewinnung aus Sonnenlicht genießt bei immer mehr Hausbesitzern einen hohen Stellenwert. Doch Fotovoltaikanlagen bereiten den Feuerwehren Probleme, sollte es in dem Haus, auf dessen Dach die Kollektoren arbeiten, zu einem Brand kommen. „Die Einsatzkräfte müssen, wie bei anderen elektrischen Anlagen auch, gewisse Sicherheitsregeln einhalten“, sagt Kreisfeuerwehrinspekteur Eckard Müller. Dazu zähle unter anderem, dass beim Löschen mit Voll- oder Sprühstrahl gewisse Mindestabstände zu beachten seien. Müller spricht von drei bis fünf Metern, „ein bisschen mehr ist auch nicht schlecht“. Nach Müllers Aussage hat es im AK-Land die Konstellation „Feuer versus Kollektoren“ aber zum Glück noch nicht gegeben.

Erleichtert wird die Arbeit der Feuerwehr, wenn die Verbindung der Fotovoltaikanlage zum Stromnetz unmittelbar hinter der Anlage unterbrochen werden kann. „Das System produziert zwar auch dann weiterhin Strom, aber dieser wird nicht mehr ins Netz weitergegeben. Die Leitungen im Haus sind dann nicht mehr unter Strom“, erklärt Dave Paulissen, Präventionsfachmann der in Andernach ansässigen Unfallkasse Rheinland-Pfalz. Auf ein brennendes Dach klettern, um die Fotovoltaikanlage abzustellen, muss man allerdings nicht. „Man kann sie auch fernbedienen. Dann drückt man beispielsweise im Erdgeschoss einen Knopf, und ein Modul, das direkt in unmittelbarer Nähe zu der Konstruktion sitzt, verhindert, dass der produzierte Strom weiter abgegeben wird“, fügt Paulissen an.

Jenseits der erbitterten Gegner Feuer und Wasser müssen die Wehrleute bei einer brennenden Fotovoltaikanlage weitere Tücken beachten. „Die Traglast des Dachs ist mit den Kollektoren natürlich höher, was man bedenken muss, wenn man das Feuer von innen angeht. Die Gefahr herabfallender Teile darf man auf keinen Fall unterschätzen“, zeigt Müller einen weiteren Aspekt der Arbeit unter den besonderen Vorzeichen auf. Zudem entstehen beim Brand einer Fotovoltaikanlage toxische Gase, die den Einsatz von Atemschutzgeräten notwendig machen. Ein brennender Dachstuhl in einem Haus mit einer Fotovoltaik- oder Solaranlage hält noch ein weiteres Hindernis bereit: Die Kollektoren mutieren zum Schutzschild, das das Löschwasser abprallen lässt.

Hilfreich ist im Ernstfall, wenn sofort Klarheit darüber herrscht, ob es sich um eine Fotovoltaik- oder um eine Solaranlage handelt. Im Gegensatz zur Fotovoltaikanlage, die den erzeugten Strom ins Netz einspeist, wird die von den Sonnenkollektoren gewonnene Energie beispielsweise über einen Wärmetauscher ans Heizungswasser abgegeben. Diese Flüssigkeit, die normalerweise zu 60 Prozent aus Wasser und zu 40 Prozent aus Propylenglykol besteht, hat ihren Siedepunkt erst bei 150 Grad. Bricht ein Rohr, kann es zu Verbrühungen kommen.

Noch tappen die Wehren oft im Dunklen, wenn sie zu einem Einsatz gerufen werden. Denn die Verantwortlichen wissen nicht, ob das Haus, das Feuer gefangen hat, über Kollektoren auf dem Dach verfügt. „Ein Verzeichnis wäre hilfreich“, sagt Müller, besonders, wenn es um Einsätze in der Nacht gehe, man nichts sehe. Mit einem solchen Kataster könnten sich die Wehrleute bereits im Vorgriff mit der Örtlichkeit vertraut machen. Was nicht ist, kann aber noch werden. Derzeit werde daran gearbeitet, eine solche Zusammenstellung zu Papier zu bringen, zumal die Kennzeichnung der Gebäude, die über Anlagen auf Dächern verfügen, lediglich freiwillig ist. Unter anderem sei der Feuerwehrverband bei der Aufstellung einer solchen Tabelle, die Details über den Typ der Anlage, die Bauweise und die Schutzmechanismen enthalten kann, beteiligt. „Es ist immer gut, wenn man sich ohne Druck vorbereiten kann und im Falle eines Falles nur die Schublade aufmachen muss“, pflichtet Paulissen bei und verdeutlicht noch einmal: „Für Feuerwehrleute kann beim Einsatz Lebensgefahr bestehen, wenn sie nicht wissen, dass eine Solaranlage existiert.“ vh

Das können Hausbesitzer tun

Der Verband privater Bauherren empfiehlt Besitzern einer Fotovoltaikanlage, Folgendes möglichst zu beachten:

1 Die Feuerwehr sollte im Brandfall so schnell wie möglich erfahren, dass die Solaranlage vermutlich noch Strom produziert. Sinnvoll ist ein Hinweisschild am Verteiler-, Schalt- oder Zählkasten.

2 Schon beim Bau einer Solaranlage können die Module im Abstand von jeweils 15 Zentimetern angebracht werden. Dadurch bleibt die Dachfläche partiell offen, die Feuerwehr kann zwischen den Modulen an den Brandherd herankommen. So passen insgesamt weniger Module aufs Dach.

3 Seit Sommer sind Lasttrennschalter auf dem Markt: An den Modulen wird ein Unterbrechungsrelais angebracht und über eine Zusatzleitung mit einem Ausschalter verbunden. Wenn es brennt, soll es möglich sein, die Anlage komplett auszuschalten.